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Empfehlung 08.08.25

Spezialist für Nuklearmedizin feiert Comeback

Dieses Chartbild erzählt bereits viel über das Berliner Unternehmen. Lange war die Aktie des Spezialisten für Nuklearmedizin eine echte Kursrakete des deutschen Kurszettels. Vor allem offensiv orientierte Investoren schätzten die hohe Innovationskraft des Medizintechnikers. Aber betrachten Sie zunächst den Chart!

Dann kam das Corona-Virus und die Wachstumsdynamik der Vorjahre war plötzlich dahin. Dazu zwei Zahlen zum Beleg. 2021 verdiente Eckert & Ziegler 1,66 Euro pro Aktie. Im vergangenen Jahr waren es exakt 1,59 Euro je Aktie. Also vier Jahre lang Stagnation. Die Investoren waren naturgemäß enttäuscht und haben die Aktie vor allem in den Jahren 2021 und 2022 ausverkauft.

Der Hintergrund ist einfach: In den Jahren der Pandemie hat die Gesundheitsbranche ihre Ressourcen auf die Bekämpfung des Virus konzentriert. Der Impfstoff, Testkits, Masken oder medizinischer Sauerstoff waren die Verkaufsschlager dieser Jahre. Die nuklearmedizinischen Produkte und Verfahren der Eckert & Ziegler hingegen war nicht so gefragt.

 

Das Geschäftsmodell: Das „smarte Medikament“

Die Berliner produzieren und entwickeln sog. Radiopharmaka, wie sie vor allem in der radiologische Diagnose und Therapie benötigt werden. Das Praxisbeispiel!

Besteht bei einem Patienten der Verdacht auf eine Tumorerkrankung, injiziert ein Radiologe im Rahmen einer Tomographie Gallium-68. Das Material sammelt sich nun in den Tumorzellen und strahlt in geringer Dosis ab. Diese Gamma-Strahlung wiederum wird von einem Scanner aufgefangen und erlaubt dem Mediziner die exakte Diagnose. Vereinfacht gesprochen arbeitet der Arzt hier mit einem bildgebenden Verfahren.

Radiopharmaka werden zudem in der Therapie eingesetzt. Auch hier werden die Tumorzellen gezielt angesteuert und durch Beta-Strahlen zerstört. Dabei sind die radioaktiven WirkstoffeSind Substanzen mit instabilen Atomkernen, die spontan zerfallen und dabei ionisierende Strahlung (wie Alpha-, Beta- oder Gammastrahlung) aussenden. Sie werden in der Medizin, Forschung und Industrie eingesetzt, wobei die Art der Strahlung und die Halbwertszeit die Anwendung bestimmen. ausgesprochen „smart“. Sie haben nämlich nur eine geringe Halbwertzeit und „schalten“ nach rund einer Stunde ihre Strahlung ab. Fener wirken die Präparate ausgesprochen gezielt und punktuell.

Die radiologische Diagnose gilt als weitgehend unbedenklich. Die Therapie selbst hat schon gelegentlich unerwünschte Nebenwirkungen, gilt allerdings als weit besser verträglich als die konventionelle Chemo-Therapie.

Eine breite Kundenkartei von Bayer bis zum niedergelassenen Radiologen

Die Aktie der Eckert & Ziegler kommt gegenwärtig auf eine Marktkapitalisierung von rund 4 Milliarden Euro. Als Nebenwert ist sie im SDAX sowie TecDax notiert. Weltweit beschäftigt man in 12 Ländern rund 1.100 Mitarbeiter.

Obwohl das Unternehmen also eher klein ist, verfügt man über eine breite und ausgewogene Kundenkartei. Man beliefert beispielsweise die Pharmagrößen Novartis und Bayer mit nuklearmedizinischen Vorprodukten. Größere Kliniken und Forschungseinrichtungen kaufen teilweise bei Eckert sog. Generatoren, um die Präparate in Eigenregie herzustellen. Das Apparaturen-Geschäft – etwa mit dem neuen GalliaPharm-Generator – gilt als margenstark, da der Verkauf des Gerätes in der Praxis immer einen entsprechenden Servicevertrag mit sich bringt.

Und auch niedergelassene Radiologen in Europa und Nordamerika schwören auf die zuvor beschriebenen Fertig-Präparate zur sofortigen Verwendung in der Praxis. Zwar garantiert die breite Kundenkartei dem Unternehmen nicht notwendigerweise immerwährendes Dauerwachstum, wie die Corona-Pandemie gezeigt hat. Trotzdem: Rote Zahlen oder größere Gewinnrückgänge werden Sie mit dieser Aktie nie erleben. In Berlin wird immer Geld verdient.

 

Die Risikofaktoren: US-Zölle und Sparpolitik

Im Rahmen meiner Recherche habe ich die Aktie auch sorgsam auf Risikofaktoren untersucht. Anders formuliert: Welche Ereignisse oder Entwicklungen können den Fortschritt der Aktie bremsen?

Die US-Zollpolitik: Eckert & Ziegler produziert seine medizintechnischen Apparaturen (Generator) an den Standorten Berlin und Dresden. Möglicherweise wird diese Produktion von den jüngst vereinbarten US-Zöllen in Höhe von 15 % belastet werden. Das ist allerdings noch nicht ganz raus. So ist die Hoffnung im Markt, dass medizinisches Gerät für den US-Import zollfrei gestellt wird.

Die Radiopharmaka für den US-Markt produzieren die Deutschen allerdings vor Ort in der Nähe von Boston. 2027 wird ein weiterer US-Standort in Wilmington (Delaware) angefahren. Hier ist man also aus dem Schneider. Dennoch darf ich auf diesen Risikohinweis nicht verzichten: Die Aktie ist möglicherweise nicht gänzlich zollsicher.

Das US-Gesundheitssystem gilt derzeit als das teuerste der Welt. US-Präsident hat sich nun auf die Fahnen geschrieben, die Kosten für die Patienten zu senken. Ich habe zwar keinen Hinweis, dass ausgerechnet die Nuklearmedizin im Zentrum der US-Sparanstrengungen stehen wird. Gleichwohl kann ich mir hier zumindest kleinere wachstumsdämpfende Effekte für Eckert & Ziegler vorstellen.

Ich bin allerdings der Meinung, dass die genannten Risikofaktoren, sofern sie sich denn realisieren, den Aktienkurs zumindest nicht spürbar belasten werden. Nach dem rabiaten Kursrückgang sollte die Aktie auch die eine oder andere schlechte Nachricht wegstecken.

Das Zahlenwerk: 2025 soll mächtigen Gewinnschub bringen

Die Gewinnschätzungen meiner Software sagen, dass die Berliner besonders im laufenden Jahr wieder richtig anpacken werden. So soll der Gewinn pro Aktie um deutlich über 60 % zulegen. Hernach soll sich dann die Gewinndynamik wieder abflachen. Vergleichen Sie hierzu bitte auch den beigefügten Datenkasten!

Zu der Gewinneinschätzung einige Worte: Ich lege diese nicht auf die Goldwaage, da die Aktie derzeit lediglich von einem Analysten regelmäßig beobachtet wird. Ich sehe das Unternehmen nächstens weit stärker als mein Kollege. Warum?

Der globale Markt für nuklearmedizinische Anwendungen wiegt derzeit rund 11 Milliarden USD und soll sich bis 2030 gemessen am Marktvolumen ungefähr verdoppeln. Daraus errechnet sich ein durchschnittliches jährliches Marktwachstum von knapp 15 %.

Meine Prognose: Ich erwarte, dass die Berliner dieses Wachstum als innovationstarkes Unternehmen mit guter Kundenkartei mitgehen werden. Außerdem gehe ich davon aus, dass der Nebenwert nächstens auch wieder mehr Aufmerksamkeit aus der Analystenzunft erfahren wird. Das dürfte erstens dem Kurs helfen und zweitens für uns als Investor die Belastbarkeit der Gewinnschätzungen verbessern.